Als Unternehmer steht man früher oder später vor der Frage, wie geht es mit meinem Unternehmen weiter, wenn ich nicht mehr möchte oder vielleicht auch nicht mehr kann. Fehlt es an einem Nachfolger in der eigenen Familie, bietet sich ein Verkauf des Unternehmens als mögliche Lösung an. Dieser Beitrag gibt einen groben Überblick über die wichtigsten Punkte und Fragen, mit denen sich ein Unternehmer im Falle eines Verkaufs konfrontiert sieht. (Teil 2 von 3)
Teil 1 des Beitrags finden Sie hier.
Betrachtet man die Nachfolge außerhalb der Familie genauer, lässt sich die unternehmensinterne von der unternehmensexternen Nachfolge unterscheiden.
Bei der unternehmensinternen Nachfolge erfolgt ein Verkauf des Unternehmens an die eigenen Mitarbeiter, in der Regel an das „Management“. Man spricht hier auch von einem sogenannten „Management-Buy-Out“ bzw. MBO. Ein solcher Management-Buy-Out erfolgt eher selten spontan aus einem konkreten Anlass heraus, sondern schließt sich an einen längeren, strukturierten Prozess an. Häufig werden Mitarbeiter bereits mit dem Hintergrund einer potentiellen Nachfolge ausgesucht. Der Verkauf erfolgt dann an einen oder mehrere Mitarbeiter, die sich gemeinsam für einen solchen Weg entscheiden und hierzu zusammenschließen, um in Zukunft gemeinsam das Unternehmen zu führen. Der Vorteil eines solchen Vorgehens ist, dass der neue Eigentümer sich bereits sehr gut im Unternehmen auskennt. Ein Übergang lässt sich somit vor allem mit Blick auf die weiteren Mitarbeiter sowie Kunden- und Lieferantenbeziehungen häufig einfacher und fließender gestalten. Auch hält sich das Risiko einer Haftung für den verkaufenden Unternehmer im Nachgang zu einem solchen Prozess in Grenzen, da der Käufer das Unternehmen sehr gut kennt und damit weiß, auf was er sich einlässt.
Die externe Nachfolge, also der Verkauf eines Unternehmens an einen Dritten, stellt im Gegensatz zu einem internen Verkauf zwar auch einen strukturierten, aber meist sehr punktuellen Prozess dar. Die Vorteile hier sind die häufig größere Auswahl an potentiellen Käufern im Gegensatz zum Management-Buy-Out, und die Möglichkeit, gegebenenfalls einen besseren (höheren) Kaufpreis zu erzielen.
Die Formen der unternehmensexternen Nachfolge sind der Management-Buy-In, der Verkauf an Wettbewerber / strategische Investoren und der Verkauf an Finanzinvestoren.
Beim Management-Buy-In tritt ein Manager bzw. ein Management Team, das außerhalb des Unternehmens steht, als Käufer auf. Diese haben das Ziel, das Unternehmen zu erwerben und insbesondere auch selbst weiterzuführen. Häufig liegt bereits eine detaillierte Branchenkenntnis bei einem solchen Käufer bzw. einer solchen Käufergruppe vor. Nicht selten treten diese in Verbindung mit Finanzinvestoren auf. Sogenannte „Vendor Loans“ (Darlehen des Verkäufers zur Finanzierung des Kaufpreises) und „Earn-out-Gestaltungen“ sind häufig Bestandteil dieser Form einer Transaktion.
Der Vorteil bei dem Verkauf an einen Wettbewerber bzw. strategischen Investor ist in der Regel dessen Markt- und Branchenkenntnis. Im Rahmen des Verkaufsprozesses erspart man sich damit längere Diskussionen und Erklärungen zu bestimmten Markt- und Wettbewerbssituationen, sowie Branchenüblichkeiten. Sehr häufig hat der strategische Investor auch bereits konkrete Vorstellungen, wie er mit Hilfe und Unterstützung seines eigenen Unternehmens die Ertragskraft bzw. Effektivität des zu erwerbenden Zielunternehmens steigern kann. Auch die Nutzung von Synergien zwischen dem eigenen Unternehmen und dem Zielunternehmen spielt eine große Rolle.
Ziel des strategischen Investors ist in der Regel die eigene Marktposition zu festigen bzw. auszubauen, sein Produktportfolio zu diversifizieren und den Zugang zu neuen Märkten zu erlangen. Allerdings kommt durchaus auch die Eliminierung eines Mitbewerbers als Ziel in Betracht. Hier sollte der Unternehmer, wenn ihm nicht nur das finanzielle Auskommen aus einem Unternehmensverkauf wichtig ist, sondern auch die Zukunft seines Unternehmens und seiner Mitarbeiter am Herzen liegt, im Rahmen der Gespräche versuchen, ein Gefühl für die Ambitionen des Käufers zu entwickeln. Wir erleben es nicht selten, dass sich ein Unternehmer sogar gegen einen höheren Kaufpreis entscheidet, weil ihm die Strategie eines Käufers nicht passt oder er den Versprechungen nicht traut. Es muss also nicht selten auch das „Bauchgefühl“ stimmen.
In diesem Zusammenhang sei aber auch erwähnt, dass die Wünsche eines Unternehmers, sein Unternehmen möge in gute Hände kommen, seine Mitarbeiter sollen gut aufgehoben sein und eine Fortführung auch am Betriebsstandort (der nicht selten auch der Wohnort des Unternehmers ist) soll gewährleistet sein, gut und sicherlich für den Prozess des Verkaufs nicht nur psychologisch wichtig sind. Entscheidend ist aber, dass mit dem Verkauf und der Übergabe des Unternehmens der Unternehmer sich im Klaren darüber sein muss, dass er sein Unternehmen aus der Hand gibt. Einflussmöglichkeiten, ob sich der Käufer im Nachgang wirklich an die Versprechen, die er im Rahmen der Verhandlungen abgegeben hat, hält, hat der Unternehmer im Regelfall nicht.
Als Finanzinvestoren treten regelmäßig sogenannte Beteiligungsgesellschaften und Investment Holdings, auch in Form von Family Offices als Käufer auf. Die Interessen solcher Finanzinvestoren sind sehr differenziert. Häufig besteht ein nur kurzer Investitionszeitraum zwischen drei und sieben Jahren mit dem Ziel das Unternehmen nach einer Umstrukturierung und Effizienzsteigerung mit Gewinn weiter zu veräußern. Alternativ kommt aber auch eine sogenannte Buy-and-Build-Strategie in Betracht, bei der das Zielunternehmen als Ergänzung zu einem bestehenden Unternehmensportfolio erworben wird, um auch hier, vergleichbar einem strategischen Investor, wechselseitig Synergien zu heben und die Effektivität aller Unternehmen des bestehenden Portfolios zu steigern. Ziel ist dabei immer die Steigerung der Rentabilität, insbesondere die Finanzierung des Kaufpreises aus dem Ertrag des erworbenen Unternehmens.
Wie bereits angesprochen, kommt es nicht selten zur Kombination mit einer Managementbeteiligung, sowohl in Form des Management-Buy-In, als auch des Management-Buy-Out.
Beitrag wird fortgesetzt
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